Autor: Sophie Jordan
Titel: Infernale
(OT: Uninvited)
Übersetzung: Ulrike Brauns
Seitenzahl: 384 Seiten
ISBN: 978-3-7855-8167-4
Verlag: Loewe
Veröffentlichung: 15. Februar 2016
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„Dad antwortet mir, seine Stimme trifft mich tief mit den Wörtern, die mein ganzes Leben für immer verändern werden. „Du hast das Mördergen.“ (Seite 28)
Davy ist das, was man als ein Wunderkind bezeichnet. Sie ist eine hervorragende Schülerin und spielt mehrere Musikinstrumente. Seit einigen Monaten ist außerdem DER Traumjunge der Schule ihr fester Freund. Ihr Leben in diesem behüteten Umfeld könnte nicht besser sein. Doch das Jahr 2021 wird all das auf den Kopf stellen.
Das HTS-Gen, auch Mördergen genannt, breitet sich in den USA immer mehr aus. Und nach einem Test ist klar, dass auch Davy davon befallen ist. Ihr ganzes vorheriges Leben verliert von jetzt auf gleich seine Bedeutung.
Sofort wird sie der Privatschule verwiesen und auf eine öffentliche Einrichtung geschickt, in der es eine spezielle Klasse für HTS-Gen-Träger gibt. Gemeinsam mit fünf anderen Jugendlichen fristet sie nun ein tristes Dasein und wird von „normalen“ Menschen wie eine Aussätzige behandelt.
Als es dann auch noch einen öffentlich Vorfall gibt, in dem Jugendliche mit dem Mördergen eine zentrale Rolle spielen, zieht die Regierung eine logische Konsequenz: sie müssen noch härter durchgreifen…
„Der Mensch zählt nicht.
Es zählt kein wer mehr. Nur noch was.“ (Seite 90)
„Infernale“ ist noch so eine Neuerscheinung, auf die ich seit der Frankfurter Buchmesse hinfiebere. Als der Loewe-Verlag diese tolle Mailing-Aktion zum Buch startete, war ich richtig infiziert. ;)
Das Buch startet mit einer Pressemitteilung des Ministeriums für Gesundheitspflege. Es geht um ein neues Gutachten über das HTS-Gen. Und schon diese kurze Mitteilung hat mich erschreckt und noch neugieriger auf die Geschichte gemacht. Und schon das Ende des ersten Kapitels riss Davy aus ihrem gewohnten Leben. Sophie Jordan hat also keine Zeit verloren und schickt die Leser so direkt ins Geschehen.
Zwischen den Kapiteln finden sich immer wieder Statistiken über die HTS-Träger, SMS-Konversationen, Sperrzonen, Stundenpläne und so weiter. All das hat dazu beigetragen, dass ich die Geschichte noch greifbarer und realer erlebt habe. Sogar bedrohlich.
Davy war mir von Beginn an sympathisch. Sie hat mir richtig leid getan, als sie so plötzlich und ohne Vorwarnung aus ihrem Leben herausgerissen wurde. Ich meine, könnt ihr euch vorstellen, wie es euch wohl ergehen würde? Ihre Verzweiflung konnte ich so gut nachvollziehen. Und glaubt man nicht irgendwann selber, dass man doch ein „böser“ Mensch ist und zurecht so behandelt wird?
Sean ist in Davys neuer Klasse. Er wirkt einschüchternd, denn er ist öffentlich als Träger des HTS-Gens gekennzeichnet. Natürlich ist es keine große Sache, wenn ich euch nun verrate, dass die beiden sich besser kennenlernen und sich natürlich auch Gefühle entwickeln. Diese Anbandelei fand ich absolut passend in die Geschichte eingebaut. Sie ist glaubwürdig, gleichzeitig aber auch zurückhaltend, sodass kein Schwerpunkt auf ihr liegt.
Immer wieder merkt man den Wandel in der Gesellschaft. Die Angst vor den Trägern des Gens wächst in der Bevölkerung. Natürlich machen die Regierung und die Presse die öffentliche Meinung. Wie so oft im wahren Leben.
Sophie Jordans Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Man kann das Buch flüssig lesen und sie hält sich nicht mit belanglosen Details auf. Teilweise wirkt das schon recht nüchtern, doch es passt absolut. Die Story ist richtig, richtig spannend und schockierend. Ich habe das Buch nur zum Schlafen, Essen und Duschen aus der Hand gelegt und war (leider) innerhalb kürzester Zeit am Ende angelangt. Die Autorin hat mich positiv überrascht. Vorhersehbar war für mich hier überhaupt nichts.
Das zentrale Thema des Buches ist wirklich interessant: Wird die Entwicklung eines Menschen nur durch Gene gesteuert? Oder zählen auch soziale und Umwelteinflüsse? Hier kann man mit Sicherheit kontrovers diskutieren. Das Buch hat mich definitiv zum Nachdenken angeregt.
Auch das zweite Thema ist wichtig: Gewalt unter Jugendlichen. Dies lässt sich natürlich mit dem ersten Thema in Verbindung bringen. In Davys Umfeld geht es ganz schön hart zur Sache.
Ist das Buch nun eine Dystopie oder ein Jugendthriller? Für mich ist das schwierig zu beantworten. Ich würde es als eine Mischung aus beidem bezeichnen.
„Infernale“ ist ein äußerst spannender und rasanter Dilogie-Auftakt. Sophie Jordan führt den Leser in eine Welt, die zum Nachdenken anregt und die in Ansätzen nicht weit von unserer Realität entfernt ist. Ein wirklich gelungenes Jugendbuch, das auf jeden Fall auch „ältere“ Leser begeistern wird.
Ich freue mich, dass wir nur bis Juli auf den zweiten Teil warten müssen. Ihr solltet es unbedingt lesen!
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Uninvited – Reiheninfo:
1 || Uninvited || Infernale
2 || Unleashed || Infernale. Rhapsodie in schwarz (Juli 2016)
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Sabrina
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